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Drei statt Vier

3 statt 4
Aphrodite 101 zu dritt segeln

Folge 1

Beim diesjährigen World-Cup in Kreuzlingen (2006) standen wir für die Vorbereitung unseres Bootes vor dem Problem, dass Skipper Alf Pfeiffer und ich zusammen schon soviel wiegen (ca. 230kg) wie drei normale Crewmitglieder zusammen. Mit unserem dritten Mann fürs Cockpit hatten wir quasi das Crewgewicht einer normalen vierköpfigen Crew beieinander. Also wurde kurzerhand entschieden nur zu dritt zu segeln. Soweit, so gut.

Beim World-Cup 1990 und 1992 war ich Vordecker an Bord bei Skipper Jesper Bank, dreimal Gold bei Olympia und heute Skipper des Deutschen AC Teams. Wir waren zwar zu viert an Bord, doch segelte der Eigner als lebender Ballast ohne Funktion mit und ging eigentlich immer nur im Weg herum. Das hieß, wir segelten das Boot zu dritt. Der Steuermann nur zum Steuern und mit der Großschot in der Hand, allenfalls noch zum Öffnen der Backstagen bei der Wende. Der Cockpitmann zuständig für alles, was im Cockpit abgeht, komplett alleine. Ich als Vordecker für die restlichen Arbeiten. Und das bei beiden World-Cups mit meistens über 5 Beaufort. Es ging, es ging sogar sehr gut.

Was ich an Bord sofort lernen musste - der Vordecker durfte sich nur von der Fallwinsch an Deck bis maximal zum Mast, beim Schiften mit der Ausnahme bis maximal der Hinterkante des Lukes aufhalten. Dem Wind angepasst im Lee oder im Luv. Es war mir absolut verboten ins Cockpit zu kommen oder das Vorschiff zu betreten. Wehe denn, ich tat das - daran möchte ich mich nicht mehr erinnern. Das hieß, Spinnaker aus dem Niedergang setzten und in den Niedergang von der Luvseite, damals wurden noch Dreiecke gesegelt, wieder bergen. Was heute selbstverständlich ist und teilweise gar nicht mehr angewandt wird war damals ein Novum und die Segelmacher brachten dafür eigens einen speziellen Sack für den Niedergang mit.

Dieses System habe ich dann Jahre lang mit Fritz Ellinger auf der legendären "let's fetz" GER-3062 erfolgreich zu dritt gesegelt. Was dabei etwas verloren ging war das Verbot des Vordeckers ins Cockpit zu kommen oder das Vorschiff zu betreten. Angesichts dessen, dass ich nun bei Alf Pfeiffer an Bord zum Vordecker erkoren wurde, mit 120kg nicht gerade die Idealbesetzung, habe ich mich an damals erinnert und wir haben dieses System durchgesprochen und entschieden so zu segeln.

Um auf der einen Seite den Cockpitmann noch zu entlasten und auf der anderen Seite dem Vordecker mehr Selbstständigkeit zu geben, mussten wir die Bedienbarkeit vom Vordeck optimieren und einige kleine Umbauten am Boot vornehmen. Das Spifall musste vorne am Mast angebracht sein, das gleiche beim Topnannt und statt der üblichen Spibaumhalterung am Großbaum haben wir eine Spitüte montiert. Ausprobiert haben wir es dann zur ersten Wettfahrt. Es war unglaublich, wie diese Einrichtungen sich positiv auf die Manöver auswirkten. Wir sind zwar nur vierte im Endergebnis geworden, doch haben uns viele Zuschauer bestätigt, dass kein Boot im Feld unterwegs war, das schnellere Spi- oder Segelmanöver gemacht hat als wir.

Beispiele aus der Praxis: Es gibt kein Vordecker, der nicht die Warteposition beim Spibaumsetzen kennt, bis endlich jemand den Topnannt nachzieht. Wenn er nicht wartet, fällt hinten der Spibaum auf das Kajütdach - bumms. Schlimmer noch beim Spibaumbergen. Erst ist keiner da, der den Topnannt auf macht und dann bekommt man den Spibaum nur schwer in die Halterung am Ende des Baumes. Dies gehörte bei unserem Boot der Vergangenheit an und das Vordecken hat richtig Spaß gemacht.

Ich möchte für die, die sich mehr dafür interessieren, in weiteren Berichten "Drei statt Vier" ohne Anspruch auf Vollständigkeit darauf eingehen, wie wir die Arbeit mit nur drei Seglern an Bord aufgeteilt haben und wie man den Toppnant, das Spinnakerfall und die Spibaumhalter am Großbaum umbauen kann. Übrigens, auch empfehlenswert für die, die zu viert segeln.

Bis bald
Anton Ott



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