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Bericht zur Ost-West 2016

Bericht zur Ost-West 2016
 
Aphrodite IOI Blog
Die Ost-West-Regatta ist eine der Klassiker am See, bei der sich jährlich bis zu 200 Boote morgens um sieben Uhr zum Startschuss an der ca. 1,5 Kilometer langen Startlinie treffen. Ein bunt gemischter Haufen von klassischen Einheitsklassen und Fahrtenyachten bis hin zu hochmodernen Liberas und Rennyachten. Und auch die 101er sind schon seit Jahren zahlreich bei dieser Langstrecke vertreten. Die Regatta ist fester Bestandteil im 101-Regatta-Terminkallender und zählt dabei zur jährlich ausgesegelten Bodenseemeisterschaft der Aphrodite 101.
Schon die Anreise am Freitag war traumhaft schön. Ein ordentlicher Westwind machte die Anreise zum wahrlich herrlichen Segeltag. Mit fünf bis sechs Knoten ging es für die meisten Yachten unter Spi von West nach Ost. Der Wind war so konstant, dass unterwegs genüsslich das ein oder andere kühle Bier genossen werden konnte. Abends dann in Bregenz angekommen, fanden sich die meisten Segler nach einem guten Essen im Clublokal in der coolen Segler-Bar des BSC bei stimmiger Musik zum Sundowner ein. Die Letzten feierten bis weit nach Mitternacht. Hochachtung für diese Ausdauer, denn morgens um fünf war so ziemlich für jeden Segler die Nacht vorbei.
Das Wetter war schön und so zündelte kurz nach sechs bereits der Rheintäler aus Süd-Ost. Die ersten Yachten fuhren dann auch schon bald auf den See hinaus. Die Regattacrew des KYC legte bereits die Startbegrenzungstonnen aus. Eine am Seezeichen 73 und die andere ca. 1,5 Kilometer in nördlicher Richtung im See.
Pünktlich um 6:50 wurde der Zehn-Minuten-Countdown durch Flaggen und Schuss, auf dem in der Mitte der Startlinie positionierten Startboot gesetzt. Der Rheintäler hatte in der Zwischenzeit schon ordentliche Kraft entwickelt. Die meisten Boote tendierten mehr zur Bregenzer Seite der Startlinie, weil der Wind dort stärker war. Unser Plan war es aber rechts zu starten, um die Abdeckung und Abwinde der großen Yachten zu vermeiden. Und so passierten wir als äußerstes Schiff rechts die Startlinie an der Tonne. Wir waren frei von Abwinden und das glich die fehlende Windstärke mehr als aus. Fix nach dem Überqueren der Startlinie gingen so bei ca. 180 Booten die Spinnaker und Gennaker nach oben. Schon nach wenigen 100 Metern hatten wir dann auch die volle Windstärke des Rheintäler im prall gefüllten Spinnacker. Mit sechs bis acht Knoten pflügte unsere 101 mit schäumendem Wasser am Bug und mächtiger Heckwelle los. Wir hatten zwar vor am deutschen Ufer zu segeln, wollten aber, weil der Rheintäler an diesem Morgen ausgesprochen stark wehte, erst mal Weg nach Westen machen und näherten uns so nur langsam dem deutschen Ufer. Wir haben unsere Segelkammeraden im anfänglichen Getümmel erst mal nicht ausmachen können, zumal sich das gesamte Feld nur sehr langsam auseinander zog. Doch in Höhe Lindau machten wir die La Chiappa hinter uns aus. Sie kreuzte von der Mitte der Startlinie kommend unser Heckwasser ca. 300 Meter hinter uns. Wir dachten noch anfangs, dass sie wohl den teilweise spitzeren Kurs nicht ganz halten konnte und deshalb so stark Richtung deutsches Ufer abfiel. Für uns war die Welt zu diesem Zeitpunkt komplett in Ordnung. Rund um uns keine 101, sondern nur große und schnelle Yachten . Auf die Schiffe, die auf der Schweizer Seite ihr Glück versuchten, hatten wir zu diesem Zeitpunkt eh keinen Einfluss. Um ziemlich genau 9:00 Uhr hatten wir bereits die Höhe von Kressbronn erreicht. Wir erkannten, dass der Wind von seewärts schwächer wurde. Die La Chiappa war unterdessen schon lange am deutschen Ufer angekommen. Ich ahnte da schon, dass es sich für die La Chiappa gelohnt haben konnte, so konsequent das Ufer in der Höhe von Nonnenhorn zu suchen. Während der Druck bei uns in den Segeln nachließ, segelte die La Chiappa unter spitzem Spikurs zügig am Land entlang. Kurz vor Langenargen mussten wir sogar auf Backbordbug halsen, um einerseits ganz unter Land in den stärkeren Wind zu gelangen und auch, um die La Chiappa abzufangen. Das gelang uns leider nur zum Teil. Das Ufer erreichten wir noch gut, aber die La Chiappa mussten wir vor unserem Bug mit etwa 100 Metern passieren lassen. Die Führung war erst mal dahin. Die „Jehle-Jungs“ hatten offenbar einen Plan, den Sie konsequent verfolgt haben und der sich erst einmal ausgezahlt hatte. In der Folge war das Gebot der Stunde ganz unter Land zu segeln. Manchmal nur wenige Meter vom Ufer entfernt. Am Landungssteg in Langenargen hätten wir noch fast mit dem Spi am Geländer eingefädelt. Den Vorsprung der GER 433 konnten wir nur wenig verkürzen. Am Spitz Schloss Montfort entschied sich die Crew der La Chiappa dann erneut am Ufer zu segeln und segelten somit die Friedrichshafener Bucht aus. Der Weg ist auf diese Art schon sehr lang. Wir wollten die Bucht weiter draußen durchqueren. Das war eine gute Entscheidung und wieder wechselte die Führung. Vor Immenstaad hatte der Süd-Ost Wind endgültig ausgehaucht. Der Wind drehte bei abnehmender Tendenz auf Süd-West und dann auf West. Nun kreuzte das immer noch sehr dichte Feld am Land bis Hagnau. Dabei konnten wir nicht nur den Abstand zur RER 433 vergrößern, sondern überholten bei leichtesten Winden so manchen Racer. In der Höhe von Kirchberg wagten wir den Satz über den See, Richtung Trichter. Nur langsam entfernten wir uns vom Nordufer. In der Zwischenzeit war es schon Mittag und wir rechneten mit einer stärker werdenden Westtendenz. Mitte See setzte diese, wie vermutet, ein. Wir kamen dann vor dem Gros des Feldes, welches noch bei Hagnau am Ufer kreuzte, in den Genuss des Windes. Unsere Saltimano nahm wieder zügig Fahrt Richtung Trichter auf. Der Wind drehte dann sogar noch bis in den Trichter auf Nordwest, sodass wir unter Spi mit ca. 5 Knoten in den Trichter rauschen konnten. Im Trichter selbst änderten sich die Bedingungen erneut. Drehende Winde aus West, sodass wir wieder kreuzen mussten. Das war aber nochmals das reinste Vergnügen, denn bei ordentlich Lage, grünlicher Färbung des Wassers und reichlich Dampfer -und Motorbootverkehr war das auch sehr spannend. Wir waren so ca. 50 Meter vor dem Runden der Einlauftonne, als sich das Kursschiff Vorarlberg mit mächtig viel Fahrt näherte. Es half nichts, es reichte nicht mehr vor der Vorarlberg. Wir stellten unsere 101 in den Wind, um eine Kollision zu verhindern und ließen das Kursschiff mit kaum 10 Meter Abstand an uns vorbei fahren. Die Heckwelle schüttelte uns nochmals so richtig durch. Nach 7 Stunden, 19 Minuten waren wir um 14:19 Uhr im Ziel. Die Kollegen, die es am Schweizer Ufer versuchten hatten, kamen dann am Ende etwas später ins Ziel.
Im Grunde meines Herzen bin ich kein Langstreckenverfechter, aber an der Ausführlichkeit des Berichts ist zu erkennen, dass wir, wie bereits im vergangenen Jahr, eine sehr unterhaltsame und abwechslungsreiche Ost-West hatten, die wie ich glaube, allen Beteiligten sehr viel Spaß bereitet hat. Am Rande wollte ich noch anmerken, dass wir mit der Aphrodite 101 einen wirklich tollen Kreuzer haben, der es erlaubt auch gegen hochmoderne und große Schiffe super Resultate zu ersegeln. Ein Streifzug durch die Ergebnislisten der anderen Klassen (Yardstick, ORC, …) und unter der Betrachtung der berechneten Zeit offenbart, dass die Aphrodite 101 in der Liste fast immer ganz oben gelandet wäre.
Ich grüße alle 101er und gewogene Segler, die uns auf unserer Homepage besuchen und hoffe, dass wir uns zum Saisonfinale zahlreich in Altnau zur Tag-Nacht und bei der Bodensee Quer wieder sehen.
Joachim Gensle

Ergebnisse

1 Kommentare:
Bruno Biller:
Hallo Joachim , super Bericht von der ost west :)


Kategorien: IOI Regatten
Keywords: Bericht, zur, Ost-West, 2016
gepostet: 02.08.2016